Geschichten / Schule und Faschismus

 

"Wir hatten keinen Ansporn, wir hatten keine (italienischen) Freundinnen, man ging ungern in die Schule. Ich habe zwar zuhause niemals gehört, dass sie gesagt hätten: lerne nicht Italienisch, das interessiert uns nicht. Aber bei vielen Bauernkindern zuhause hieß es immer: was werdet ihr “Walsch” lernen, ist sowieso alles umsonst!"

 

Anna Degasperi Gius

 

Anna Degasperi Gius

 

Herkunft: Bozen, Südtirol/Italien

Geboren: 03/03/1925

Wohnort: Bozen, Südtirol/Italien

 

 

Haben Sie sich schwer getan in der italienischen Schule?

 

Wieviel Ansporn hatten Sie Italienisch zu lernen?

 

Wie waren die Lehrpersonen in Ihrer Schule in Gries?

 

Welche Fächer sind Ihnen am Besten in Erinnerung geblieben?

 

Haben Sie sich damals für einen Deutsch-Kurs in einer Katakombenschule interessiert?

 

Welche Sprache beherrschen Sie heute besser?

 

Hatten Sie eigentlich italienische Schulkameraden?

 

Gab es generell keinen Kontakt zwischen deutschsprachigen Südtirolern und Italienern?

 

"Wir haben uns in der (faschistischen) Uniform einfach nicht wohl gefunden, wir sind aufgefallen und die Nachbarn haben gelacht, sie verstanden nicht weshalb wir sie tragen mussten. Jene die für Deutschland optiert hatten, die brauchten das alles schon nicht mehr, seit zwei, drei Jahren nicht mehr, wir hingegen mussten mit diesem alten Zirkus noch weitermachen. Es war unangenehm."

 

Albert Zuech

 

 

Albert Zuech

 

Herkunft: Lana, Südtirol/Italien

Geboren: 16/05/1934

Wohnort: Lana, Südtirol/Italien

 

 

Welchen Bezug hatte die Generation Ihrer Eltern zur italienischen Sprache?

 

Wie schwer war es in der Schule erstmals Italienisch zu lernen?

 

Wie lange mussten Sie die faschistische Schule besuchen?

 

Wer waren die Gegner der Auswanderung in Lana?

 

Wurde während dem Faschismus das Deutsch-Sprechen streng verhindert?

 

Habt Ihr als Kinder diese außerschulischen Aktivitäten gut geheißen und genutzt?

 

Musstet Ihr während der faschistischen Zeit auch eine Uniform tragen?

 

Wie gut haben Sie die italienische Sprache erlernt?

 

Ihre älteren Brüder haben nur eine italienische Schule besucht.

Konnten sie Deutsch schreiben?

 

Sind Sie Dank der italienischen Schule doppelsprachig geworden?

 

"Ich habe nicht eine Stunde lang eine deutsche Schule besucht, nicht eine Stunde. Gelernt habe ich die Sprache nur durchs Zeitunglesen, nur langsam, aber bis heute weiß ich noch nicht weshalb ein Wort groß und eines klein geschrieben wird. Wir hatten keine Möglichkeit, auch nach dem Krieg, ich war damals um die 20 Jahre alt. Es gab keine Schule oder Schulmaterialien mehr, alles war kaputt und überall lagen die Soldaten drin. Bis sie alles wieder aufgebaut haben, war man schon wieder älter und hatte kein Interesse mehr."

 

Karl Tarfußer

 

 

Karl Tarfußer

 

Herkunft: Nals, Südtirol/Italien

Geboren: 05/04/2026

Wohnort: Nals, Südtirol/Italien

 

 

Haben Sie vor der Schulzeit schon einen italienischen Kindergarten besucht?

 

Hat man bei Ihnen zuhause in Nals Italienisch gesprochen?

 

Wie war es für Euch Kinder in der

Schule, wenn Eure Eltern nicht für die faschistische Partei stimmten?

 

Wie waren die Lehrpersonen?

 

Hatte man Kontakt mit den italienischen Kindern?

 

Hat Ihre Familie für die Auswanderung oder das Dableiben optiert?

 

Wie war das Verhältnis zwischen Dableibern und Optanten?

 

Hatten Sie die Möglichkeit Deutsch zu lernen?

 

Können Sie heute Deutsch schreiben?

 

Was fällt Ihnen spontan noch vom faschistischen Unterricht ein?

 

"Viele haben sich ja auch gesträubt gegen all dies und sind dann in der 5. Klasse ausgestiegen. Deshalb war es so, dass viele Leute, der Großteil der Leute auf dem Berg und auf dem Land, bis zum Schluss gar nichts konnten oder nur wenig Kenntnisse in Italienisch hatten und auch nur ganz wenige in Deutsch. Wenn nicht all diese Verbote gewesen wären, wäre es vielleicht anders gegangen, wenn sie sich anders bemüht hätten...aber so war alles nur ein Zwang."

 

Martha Ebner

 

 

Martha Ebner

 

Herkunft: Bozen, Südtirol/Italien

Geboren: 06/06/1922

Wohnort: Aldein, Südtirol/Italien

 

 

Wie lange mussten Sie in Bozen die faschistische Schule besuchen?

 

Haben Sie den Faschismus also auch als Kind wahrgenommen?

 

Hatten Mädchen und Buben damals dieselben Möglichkeiten eine Schulausbildung zu machen?

 

Haben Sie auch eine  Katakombenschule besucht?

 

Welche Rolle spielte in Ihrem Leben  Ihr Onkel Kanonikus Gamper?

 

"Die Katakombenschule war freiwillig und war nebenbei auch verboten, deshalb hatte sie einen gewissen Reiz. Für uns war die Katakombenschule damals sehr wichtig. Ich kann mich heute noch erinnern wie gern wir sie besucht haben, ansonsten sind wir ja nicht gern zur Schule gegangen, aber die Katkombenschule zu besuchen, war vielleicht eine Trotzaktion."

 

Paul Zenleser

 

 

Paul Zenleser

 

Herkunft: Bozen, Südtirol/Italien

Geboren: 15/02/1924

Wohnort: Bozen, Südtirol/Italien

 

 

Wann sind Sie eingeschult worden?

 

Hatten Sie in der faschistischen Schule nur eine oder mehrere Lehrperson?

 

Konnte jemand in Ihrer Familie Italienisch sprechen?

 

Haben Ihre Eltern Ihnen bei den Hausaufgaben geholfen?

 

Gab es in Bozen die Möglichkeit nach der Volksschule auch eine zusätzliche Ausbildung zu machen?

 

Hatten Sie Lehrpersonen, die fanatische Faschisten waren?

 

Mussten Sie in der Schule die faschistische Uniform tragen?

 

Wie wichtig war für Sie damals der Unterricht in der Katakombenschule?

 

Wie gefährlich konnte es sein das eigene „Deutsch-Sein“ zu zeigen?

 

"Der Religionsunterricht war auf Deutsch und Deutsch war in der Schule verboten. Das war eine Parallelschule zur Volksschule. (Religion) wurde ja auch schon unter Österreich (auf Deutsch) praktiziert, nur wurden damals die gewissen Religionsstunden in den Unterricht integriert. Als in der Schule kein Deutsch mehr gesprochen werden durfte, mussten die Pfarreien eigene Lokale einrichten und außerhalb der Schulzeit Religion lehren."

 

Josef Trenker

 

 

Josef Trenker

 

Herkunft: Niederdorf, Südtirol/Italien

Geboren: 03/07/1927

Wohnort: Toblach, Südtirol/Italien

 

 

Welche Sprache haben Sie in Ihrer Kindheit zuhause gesprochen?

 

Wie reagierten Ihre Eltern, als es hieß, alle Kinder müssen die faschistische Schule besuchen?

 

Wie wurden Euch die italienischen Begriffe in der faschistischen Schule beigebracht?

 

In welcher Sprache erfolgte der Religionsunterricht in Toblach?

Haben Sie den Religionsunterricht gerne besucht?

 

Wie wurden Euch die deutschen Begriffe in der Katakombenschule beigebracht?

 

Welche Vorteile hatten jene Kinder, deren Eltern der faschistischen Partei beigetreten waren?

 

Was geschah hingegen mit den Kindern, deren Eltern 1939 für Deutschland optierten?

 

Haben Sie das Gefühl, Ihre Muttersprache ist in Ihrer Schulkarriere zu kurz gekommen?

 

"Ich möchte etwas sagen, denn (heute) wird sehr über die Flüchtlinge hergezogen: ich kann mich (in ihre Situation) gut hineinfühlen, wir waren damals ja auch Flüchtlinge. Wir waren in Österreich, als wir in Innsbruck ankamen, nicht gerade gut angesehen, es hieß auch damals: ihr hättet bei euch bleiben können."

 

Emma Gschnitzer Lazzeri

 

Emma Gschnitzer Lazzeri

 

Herkunft: Bozen, Südtirol/Italien

Geboren: 11/08/1928

Wohnort: Leifers, Südtirol/Italien

 

 

Wie streng wurde das  Deutsch-Sprechen während  der faschistischen Zeit verboten?

 

Wie kleideten Sie sich  in der faschistischen Schule?

 

Hatten Sie damals Zugang  zu deutschen Bücher?

 

Sie haben auch bei der katholischen Jungschar in Bozen mitgemacht. Waren diese Treffen geheim?

 

Ihre Familie ist ausgewandert. Wurden die Familienmitglieder dadurch getrennt?

 

Wie sind Sie eigentlich vom  Heim in Telfs, das Sie besuchten,  nach Südtirol zurück gekommen?

 

Haben Sie heute Schwierigkeiten Deutsch oder Italienisch  zu schreiben?

 

"Viele haben die Abendkurse besucht, hauptsächlich Männer, weil sie eben Abends gehalten wurden und die Frauen sich gefürchtet haben vom Haus rauszugehen. Mann musste zwar nicht weit gehen, aber immerhin, meistens waren es also Männer. Meistens junge Leute, um die zwanzig, höchstens Mitte zwanzig, die älteren haben es nicht mehr gelernt."

 

Friedrich Gurschler

 

 

Friedrich Gurschler

 

Herkunft: Schnals, Südtirol/Italien

Geboren: 08/02/2023

Wohnort: Töll, Südtirol/Italien

 

 

Wie war es in Ihrem Heimatort Schnals während der Zeit des Faschismus?

 

Gab es auch Südtiroler, die der faschistischen Partei beigetreten sind?

 

Wie war die faschistische Schule?

 

Welches Fach ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

 

Wie wurden Euch die italienischen Begriffe eigentlich beigebracht?

 

Gab es in Schnals während der faschistischen Zeit auch außerschulische Italienisch-Kurse?

 

Haben Sie auch eine Katakombenschule besucht?

 

Gab es Kontakte zwischen deutschsprachigen Südtirolern und Italienern während dem Faschismus?